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Hessentaler Todesmarsch

Ein Häftlingstreck durchquert Ellwangen

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges sollten auf Befehl Heinrich Himmlers alle Häftlinge der Konzentrationslager und deren Außenlager wegen vorrückender alliierter Verbände in Lager im Landesinneren verlegt werden. Auf diesen Evakuierungsmärschen, den sogenannten „Todesmärschen“, starben unzählige Menschen an Entkräftung oder durch die Misshandlungen des Wachpersonals.

Am 5. April 1945 wurde das ca. 40 km nordwestlich von Ellwangen gelegene Lager Hessental/Schwäbisch Hall evakuiert. Die rund 700 Insassen sollten ursprünglich per Bahn in das KZ Dachau verlegt werden. Dies wurde durch einen alliierten Fliegerangriff auf den Zug vereitelt, so dass die Häftlinge zu Fuß weitergehen mussten. Dabei kam es immer wieder zu schrecklichen Szenen, als die Wachmannschaften die ausgezehrten Gefangenen in Kolonnen dem Ziel entgegentrieben. Eine Versorgung der Häftlinge fand so gut wie nicht statt.

In der Nacht vom 6. auf den 7. April erreichte der Treck die Stadt Ellwangen. Am Bahnhof wurden rund 50 Marschunfähige zurückgelassen und 20 von ihnen noch an Ort und Stelle erschossen. In Neunheim machte der Gefangenenzug Rast. Die Häftlinge der ersten Kolonne mussten bei Nässe und Kälte im ehemaligen Neunheimer Steinbruch übernachten; mehrere überlebten dieses Nachtlager nicht. Die zweite Kolonne campierte für einige Stunden in einer Scheuer mitten im Ort, wo es ebenfalls Tote gab.

An diesem 7. April 1945 fanden auf Ellwanger Markung vermutlich mehr als 60 Menschen den Tod. Die Zahlen sind nicht genau zu fassen, da sie überwiegend auf den Aussagen von Augenzeugen beruhen. Die Leichname wurden an mehreren Orten entlang der Marschroute verscharrt, davon 27 in der Sandgrube bei Dalkingen und 23 im Neunheimer Steinbruch. Auch als der Treck das Ellwanger Gebiet wieder verlassen hatte, ging das Morden und Sterben weiter. Schon wenige Wochen nach der Kapitulation exhumierte man die sterblichen Überreste. Die Toten von Neunheim wurden am 15. Juni 1945 auf dem Wolfgangsfriedhof in Ellwangen beigesetzt.

Jeder vierte Häftling kam nie in Dachau an. Schätzungsweise 170 Menschen erlagen den Strapazen des Marsches und der Gewalt der Aufseher. Das Schicksal vieler Teilnehmer des Hessentaler Todesmarsches ist bis heute ungeklärt. Mögen sie uns und unseren Nachkommen zur Mahnung dienen.

Literatur: Friedensforum Ellwangen (Hg.): Vernichtung und Gewalt – die KZ-Außenlager Ellwangens, Ellwangen 1987.